Lebensraum für Artenvielfalt
Neue Wege bei der Pflege - Weniger Pflege fördert die Artenvielfalt
Zur Verbesserung von städtischen Grünflächen in ihrer Bedeutung als Lebensraum für wild wachsende Pflanzen und wild lebende Tiere passen wir unserer Pflegearbeiten auf dafür geeigneten Flächen an.
Hierfür ist vorallem eine Extensivierung (Reduzierung) der Pflege vorgesehen. Solche Flächen bieten Insekten nicht nur im Frühling und Sommer Nahrung, sondern aufgrund der extensiven Pflege bleiben für viele Arten notwendige Überwinterungsquartiere erhalten. In und an den auf der Fläche verbleibenden Stängeln der Stauden können Insekten, wie z.B. Solitärbienen (Wildbienen), Spinnen und einige Falterarten überwintern. Ein weiterer Vorteil ist, dass hier ebenfalls überwinternde Vögel weiterhin Nahrung finden können.
Hier ein paar aktuelle Eindrücke unserer extensivierten Flächen:
Dank der großartigen Unterstützung der Springer Landwirte wurden auf städtischen Ackerflächen wertgebende Blühstreifen angelegt.
Die Welt der Insekten ist von einer enormen Vielfalt geprägt. Die Fülle an Formen und Farben, ihre individuelle Größe und Anpassung an unterschiedlichste Lebensräume ist ebenso erstaunlich wie ihre Artenvielfalt. Die Ursachen für den Rückgang der Insekten sind ebenfalls vielfältig und komplex. Als maßgebliche Faktoren sind jedoch der Verlust und die qualitative Verschlechterung ihrer Lebensräume an Land oder im Wasser aufzuführen. Die zunehmende und intensivere Nutzung von Ackerflächen und der Rückgang wertgebender Strukturelemente, wie Hecken, Wegraine und Gewässerrandstreifen, führt häufig zur Eintönigkeit und Zerschneidung der Landschaft. Aber auch private Gärten sind zu häufig strukturarm mit Rasen oder Schotterflächen gestaltet. Insekten benötigen in ihren Lebensräumen z. B. geeignete Strukturen, Pflanzen und Böden für die Eiablage sowie eine ausreichende Nahrungsgrundlage sowohl für die ausgewachsenen Tiere als auch für ihre Larven.
Insekten sind ein wichtiger Teil der biologischen Vielfalt und spielen in unseren Ökosystemen eine große Rolle. Insekten sind die Artengruppe mit den vielseitigsten ökologischen Ansprüchen und Leistungen. Der Rückgang der Insekten hat damit nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf uns Menschen.
Insekten sind wichtige Bausteine unseres Ökosystems
- für die Kontrolle des ökolgischen Gleichgewichts,
- als Nahrungsgrundlage für andere Arten,
- für die Gewässerreinigung,
- als Bodenverbesserer,
- im Nährstoffkreislauf (Umsatz von pflanzlicher und tierischer Biomasse),
- für den Erhalt der Waldvitalität und beim Abbau von Holz und Laub,
- als Bestäuber von Nutzpflanzen.
Der Stadt Springe gehören mehrere Ackerflächen, die nicht selbst bewirtschaftet werden und verpachtet sind. Zusammen mit den betroffenen Pächterinnen und Pächtern entwickelten wir die Idee, dass 10 % dieser städtischen Ackerflächen zukünftig dauerhaft als Blühstreifen angelegt werden.
Damit sind 2021 auf einer Fläche von über 8.000 m² neue Blühflächen in der Feldflur und damit neuer wertvoller Nahrungs- und Lebensraum für viele Tierarten entstanden. Dies stellt einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Artenvielfalt in Springe da.
Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Aktion der Pächterinnen und Pächter, die für die Anlage und Pflege der Blühstreifen zuständig sind. Wir danke den beteiligten Pächterinnen und Pächtern vielmals für ihre Unterstützung und ihren Beitrag zur Verbesserung der Artenvielfalt in Springe.
Nachfolgend sehen Sie einige Bilder der 2020 bzw. 2021 neu angelegten Blühflächen.
Beitrag zur Artenvielfalt im eigenen Hausgarten
Sehr geehrte Haus- und Grundstücksbesitzer*innen,
schön, dass Sie hier bei uns in Springe Ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen können. Nach der Planung und dem Bau des Hauses, startet meistens die Planung des Gartens. Sie haben sich sicher schon einige Gedanken gemacht, wie dieser aussehen könnte.
- §9 Abs. 2 der Niedersächsischen Bauordnung gibt vor, dass nicht überbaute Flächen der Baugrundstücke Grünflächen sein müssen, soweit sie nicht für andere zulässige Nutzungen, wie z. B. notwendige Einstellplätze, Zufahrten etc. erforderlich sind.
Die Wahl darüber, welcher Art und Beschaffenheit die Grünflächen sind, obliegt Ihnen als Grundstückseigentümer*in. Die Freiflächen können mit Rasen oder Gras, Gehölzen, anderen Zier- oder Nutzpflanzen bedeckt sein, wenn sie überhaupt begrünt sind. Dadurch bedingt ist jedoch die Gestaltung der Freiflächen mit Kies, Schotter, Dekorholz und Mulch etc. nicht zulässig, wenn diese Materialien gegenüber einer Bepflanzung die Freifläche dominieren, Grünpflanzen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Vermeintlich pflegeleichte Kiesflächen anstatt bunter Gärten werden in Deutschland leider immer beliebter. Darunter leidet nicht nur die Artenvielfalt in den Städten und Gemeinden, sondern durch die Bodenversiegelung ergeben sich auch negative Auswirkungen auf das Klima.
In Schottergärten gibt es keine Chance für Bestäuber wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere wichtige Insekten oder heimische Pflanzen, Wildblumen und Kräuter. Am Ende fehlt auch Vögeln Nahrung und Lebensraum. Die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere wird drastisch reduziert.
Nachteile von Schotter- und Pflasterflächen:
- ganzjährig einheitlich grau statt Farben im Wechsel der Jahreszeiten
- kein Lebensraum für Flora und Fauna, keine Nahrung für Insekten und Vögel
- schlechtes Kleinklima (Wärmespeicher statt Abkühlung im Sommer)
- Verlust der Bodenfunktionen (Wasserspeicher, Humusbildung, Bodenlebewesen …)
- weiter fortschreitende Entfremdung von der Natur
- Verwendung nicht nachwachsender Rohstoffe (Naturzerstörung durch Steinbrüche, hoher Energieaufwand)
- hohe Kosten
- auf Dauer nicht pflegeleicht (bald wachsen Moose, Gräser …)
Pflanzen dienen Bienen, Schmetterlingen, Vögeln und Co. als Lebensraum und Nahrungsquelle. Gartenelemente wie Blumenwiesen, Trockenmauern, Totholzhaufen und verschiedene Bäume und Hecken ermöglichen die Ansiedlung von Tieren. Verwenden Sie heimische Pflanzenarten. Heimische Insekten und Tiere sind auf deren Blütezeit und Fruchtangebot eingestellt. Hecken aus heimischen Gehölzen bieten Vögeln, Insekten und kleinen Säugetieren eine Zuflucht und Nahrung. Schließen Sie auch Wildkräuter nicht aus: Wenn Ihr Garten Platz für eine „wilde Ecke“ bietet, überlassen Sie diese der Natur. Eine sehr ästhetische Option stellt zudem die Anlage einer Blühwiese dar. Diese muss nicht gemäht werden und setzt sich häufig Jahr für Jahr durch.
Jeden Tag wird über den Klimawandel in den Medien berichtet und Sie können vor Ihrer Haustür ein kleines Stück dazu beitragen, diesen zu stoppen. Das Kleinklima in Ihrem Garten wird durch den Bewuchs mit Stauden und Gehölzen vorteilhafter, weil die Temperaturen ausgeglichener sind, die Luft ist feuchter und staubärmer, Lärm wird vermindert.
Insbesondere möchten wir Sie auf die Vielfalt und Möglichkeiten eines naturnahen Gartens hinweisen. Denn diese sind die Art von Gärten, die viel Freude und wenig Arbeit machen. In unserer Infobroschüre (Broschüre herunterladen) finden Sie Tipps und Informationen zur Anlage von bunten und schönen Gärten. Weitere Informationen finden Sie auch im § 9 der niedersächsischen Bauordnung, unserem Infoblatt für eine naturnahe Gartengestaltung (Infoblatt herunterladen) sowie bei der Region Hannover (Faltblatt 4.5 Lebendige Gärten herunterladen). Bei Fragen wenden Sie sich gerne an uns.
Die Stadt Springe möchte Sie noch einmal auf die oben genannte Regelung aufmerksam machen, damit Sie diese bei der Planung und Gestaltung Ihres Gartens berücksichtigen können.
Artenvielfalt beginnt in Ihrem Garten!
Im Folgenden möchten wir Ihnen ein Beispiel dafür geben, wenn Sie nicht auf Steine in Ihrem Garten verzichten möchten und trotzdem ökologisch wertvolle Flächen schaffen wollen: Perennemix-Staudenmischung auf Schotter.
Eine Perennemix-Fläche ist eine Staudenmischpflanzung in Schottermulch. Die Flächen sind wasserdurchlässig. Der Schottermulch verringert den Pflegeaufwand: Bis die Stauden die Fläche übergrünt haben, ist Unkrautwuchs herabgesetzt. Gegenüber der sonstigen Praxis ‚Rasen‘ als Unterpflanzung von Baumpflanzungen erhöht sich der Blühaspekt bei verringertem Pflegeaufwand.
Die unten dargestellten städtischen Flächen wurden mit Astern, Mohn, Schafgarbe, Salbei, Leinkraut, Frühlingsblühern und anderen Blühstauden bepflanzt.
Ansprechpartner/in
Herr Caspar Heinemann | |
Standort Salzhaube, Zimmer 26 // 1. OG Zur Salzhaube 9 31832 Springe Telefon: 05041 73-317 Telefax: 05041 73-9317 E-Mail: caspar.heinemann@springe.de | |
Herr Mathias Gehrke | |
Standort Salzhaube, Zimmer 26 // 1. OG Zur Salzhaube 9 31832 Springe Telefon: 05041 73-330 Telefax: 05041 73-9330 E-Mail: mathias.gehrke@springe.de |
Organisationseinheiten
Fachdienst 36 - Umwelt | |
Standort Salzhaube Zur Salzhaube 9 31832 Springe | Die Fachdienste sind telefonisch von Montag bis Donnerstag von 7.30 Uhr bis 15.30 Uhr erreichbar. Wenn Sie uns persönlich Vorort aufsuchen möchten und damit wir uns auf Ihr Anliegen angemesssen vorbereiten können, vereinbaren Sie bitte möglichst vorab mit der zuständigen Sachbearbeitung telefonisch einen Termin. |